- Einleitung
- Tabelle 1: Definitionen
- Ursachen für Früh- und Spätaborte
- Ursachen für Frühgeburten (und Spätaborte)
- Tabelle 2: Häufige Risikofaktoren für Frühgeburten
- Vorzeitiger Blasensprung und vorzeitige Wehen
- Infektionen
- Früh- und Fehlgeburten in der Vorgeschichte
- Präeklampsie und HELLP-Syndrom
- Physische und psychische Überlastungen
- Sport in der Schwangerschaft
- Genussmittel und Drogen
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Ernährung

Einleitung
Unsere gemeinnützige Einrichtung leistet seit Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Schwangeren-Vorsorge, insbesondere bei der Vermeidung von Frühgeburten und Spätaborten. Wir haben u. a. die Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere entwickelt. Um Ihnen einen besseren Überblick zu ermöglichen haben wir einige wichtige Definitionen zusammengestellt. Dabei spielt die Schwangerschaftswoche, das Gewicht des Kindes und ob das Kind gelebt hat, eine Rolle.
Tabelle 1: Definitionen
Bezeichnung | Definition | |
---|---|---|
1 | Fehlgeburt (=Abort) | Keine Lebenszeichen bei der Geburt, Gewicht ≤ 500 g. ≤ 22+6 SSW |
1a | Frühabort | Aborte < 13+0 SSW |
1b | Spätabort | Aborte ≥ 13+0 SSW |
2 | Totgeborenes | ≥ 23+0 SSW oder Gewicht ≥ 500 g ohne Lebenszeichen |
3 | Frühgeborenes | Kind mit Lebenszeichen < 37+0 SSW* |
4 | Reifgeborenes | ≥ 37+0 SSW* und Lebenszeichen |
Legende: * Die Schwangerschaftswochen (SSW) werden immer ab dem 1. Tag der letzten Regel gezählt (auf lateinisch post menstruationem p.m.) |
Die in Tabelle 1 gemachte zeitliche Unterscheidung ist wichtig, da die Ursachen für Fehl- oder Frühgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen teilweise ganz andere als im späteren Schwangerschaftsverlauf sind.
Ursachen für Früh- und Spätaborte
Ungefähr 11–15 % aller festgestellten Schwangerschaften enden mit einem Früh-Abort (Tabelle 1
Tabelle 1
). Früher – bevor es die modernen Methoden der Schwangerschaftsdiagnostik gab – wussten viele Frauen gar nicht, dass sie überhaupt schwanger gewesen waren: die Periode ist dann vielleicht nur „ein wenig zu spät“ gekommen oder „die Blutung war stärker als sonst“ gewesen. Noch häufiger ist es, dass zwar eine Befruchtung stattgefunden hat aber die „Natur“ bemerkt, dass etwas in der Entwicklung nicht stimmt. Es kommt zu einem ganz frühen Abort, noch bevor die nächste Regelblutung eintritt. Das sind sogenannte Schutzmechanismen.
Es kann aber auch zu gehäuften Aborten kommen. Das nennt man habituelle Abortneigung. Dabei sollte bei gehäuften Frühaborten vor allem nach genetischen oder immunologischen Ursachen oder nach Störungen in der Blutgerinnung (Thrombophilie) gesucht werden. Wir empfehlen, diese Untersuchungen bereits nach dem 2. Frühabort, allgemein wird es nach dem 3. Frühabort dringend angeraten.
Bei einem Spätabort empfehlen wir bereits nach dem ersten Abort, der mit einer Infektion in Zusammenhang stehen könnte, eine umfassende Untersuchung durchzuführen zu lassen. Die einzelnen Schritte werden in den Beratungsgesprächen erläutert.
Mögliche Ursachen für wiederholte Frühaborte:
- Hormonelle Ursachen
- Stoffwechselerkrankungen
- Genetische Ursachen
- Immunologische Ursachen
- Missbrauch von Genussmitteln (z. B. Alkohol, Tabak, Kaffee) oder Drogen
- Schadstoffe (selten)
- Psychosoziale Ursachen
- Störungen der Blutgerinnung
- Nicht gut eingestellter Diabetes Mellitus Typ I und Typ II
- andere Risikofaktoren, die sich aus der Vorgeschichte ergeben
- Häufig lässt sich auch keine Ursache feststellen
Mögliche Ursachen für wiederholte Spätaborte
- Infektiöse Ursachen
- Operationen am Gebärmutterhals (Konisation)
- Häufige Curettagen
- Uterusfehlbildungen (Uterus bicornis)
- Muskelknoten an der Gebärmutter (Myome)
- Bindegewebserkrankungen
- Psychosoziale Ursachen
Diagnostik
Hier werden nur einige Bespiele genannt. Details erläutern wir in unseren Beratungsgesprächen:
- Erstellung einer ausführlichen geburtshilflich-gynäkologischen Anamnese
- Familiäre Anamnese auf genetische Erkrankungen, stattgehabte Fehlgeburten, oder Frühgeburten
- Genussmittelmissbrauch und Gefährdung durch Schadstoffe (z. B. am Arbeitsplatz)
- Untersuchung auf Infektionen von Scheide und Gebärmutterhals (Bakterielle Vaginose, Chlamydien- und Mykoplasmeninfektionen)
- Ultraschall, insbesondere vaginale Sonographie, Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung)
- Karyotypisierung (Chromosomenanalyse) beider Partner
- Hormonanalyse (TSH, LH, Prolaktin, Androgene, Progesteron)
- Untersuchung auf Störungen der Blutgerinnung
Ursachen für Frühgeburten (und Spätaborte)
Bei den Ursachen für Frühgeburten ist zu unterscheiden zwischen:
- Spontane Frühgeburt durch vorzeitige Wehen, Blasensprung oder Verkürzung des Gebärmutterhalses
- Medizinisch notwendig begründete Frühgeburt bei Gefahr für Mutter oder Kind (auf diese Gruppe wird hier nicht umfassend eingegangen)
Manchmal gibt es dabei auch Überschneidungen, z. B. können Infektionen sowohl zu vorzeitigen Wehen und einem vorzeitigen Blasensprung als auch zu einer Gefährdung von Mutter und Kind führen, sodass die vorzeitige Entbindung von ärztlicher Seite begründet wird.
Tabelle 2: Häufige Risikofaktoren für Frühgeburten
Vorzeitige Wehen und vorzeitiger Blasensprung
Faktoren, die zu vorzeigten Wehen führen können
Bei einigen der oben genannten Ursachen gibt es gute Möglichkeiten der Vorbeugung. Die Wesentlichen sind im Folgenden aufgeführt.
Vorzeitiger Blasensprung und vorzeitige Wehen
Für einen vorzeitigen Blasensprung und für vorzeitige Wehen gibt es verschiedene Gründe am häufigsten finden sich aufsteigende Infektionen aus der Scheide . Eine wichtige vorbeugende Maßnahme sind die regelmäßigen Schwangerenvorsorge-Untersuchungen durch die Ärztin / den Arzt bzw. die Hebamme. So können viele Auffälligkeiten rechtzeitig erkannt werden und bei Bedarf kann eine Therapie noch früh genug eingeleitet werden.
Infektionen
Ein großer Anteil der Frühgeburten oder späten Fehlgeburten wird durch aufsteigende Infektionen aus der Scheide verursacht. Diese Infektionen können zu vorzeitigen Wehen, zu einem vorzeitigen Blasensprung und schließlich zur Frühgeburt, eventuell auch zu Infektionen des ungeborenen Kindes sowie der Mutter, führen.
Daher sollte bei den Schwangerenvorsorge-Untersuchungen regelmäßig auf Anzeichen von Störungen der Scheidenflora oder von Infektionen geachtet werden. (Bei einer Schwangeren mit ungestörtem Scheidenmilieu besteht ein mikrobielles Gleichgewicht zwischen den vorhandenen Milchsäurebakterien und anderen Keimen, wie Bakterien, Viren und Pilzen.) Um ein beginnendes Ungleichgewicht früh zu erkennen kann es sinnvoll sein wenn jede Schwangere selbst zu Hause zusätzlich einige Beobachtungen und Untersuchungen vornimmt. Damit werden Hinweise auf eine möglicherweise drohende Früh- oder späte Fehlgeburt rechtzeitig erkannt. (Lesen sie mehr darüber bei „Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere“.).
Harnwegsinfektionen (Blasen- und Nierenentzündungen können in der Schwangerschaft gefährlich werden. Sie können mit deutlichen Schmerzen aber auch ohne Symptome auftreten. In beiden Fällen steigt das Risiko für eine späte Fehlgeburt oder eine Frühgeburt. Deshalb wird im Rahmen der Schwangerenvorsorge-Untersuchungen regelmäßig auch der Urin untersucht.
Andere seltenere Infektionen können auch zu Frühgeburten führen. Möglich ist eine Infektion von Eihäuten, Mutterkuchen und/oder Fruchtwasser und letztendlich auch des Kindes. Meist handelt es sich dabei ebenfalls um sog. aufsteigende Infektionen (s.o.). Manchmal kann es aber auch z. B. durch eine Fruchtwasserentnahme (Amniozentese) zu einer Infektion kommen. Möglich ist auch eine direkte Infektion auf dem Blutwege durch die Plazenta. Durch die Entzündung kommt es zu einer Abwehrreaktion des Körpers (sowohl bei der Mutter als auch beim Kind), wobei verschiedene Stoffe freigesetzt werden (u. a. Prostaglandine), die Wehen auslösen können. Einige Infektionskrankheiten der Mutter, z. B. Röteln, Masern, CVM und Toxoplasmose, können von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Je nach Schwangerschaftsalter können solche Infektionen zu Fehl- und Frühgeburten zu schweren Schädigungen des Kindes bis zum Versterben des Kindes im Mutterleib führen. Bei einigen Virusinfektionen wie Masern oder Röteln ist eine Impfung vor der Schwangerschaft (sofern die Erkrankung nicht schon als Kind durchgemacht wurde) die beste Prävention.
Oft sind aber auch spezielle Hygienemaßnahmen oder Kontaktvermeidung mit möglichen Infektionsquellen notwendig. Hier am Beispiel der Toxoplamsose erklärt. Toxoplasmose kann zu Aborten oder einer Schädigung des Kindes führen. Wenn bei der Mutter keine Antikörper nachgewiesen werden, sollte sie rohes Fleisch (z. B. Mett, Tatar) meiden, vorsichtig im Umgang mit Katzen sein (Katzen können Toxoplasmose übertragen) und sich z. B. nach der Gartenarbeit gründlich die Hände waschen. Genauere finden sie bei Toxoplasmose und Schwangerschaft.
Aber auch andere fieberhafte Erkrankungen oder Durchfall können manchmal eine Frühgeburt auslösen. Fieber kann u. a. durch Prostaglandin-Ausschüttung zu Wehen führen. Bei Durchfall können mit den stärkeren Bewegungen des Darmes (Peristaltik) auch Wehen einhergehen. Deshalb sollten Schwangere auch bei leichteren Erkrankungen (z. B. grippaler Infekt) Kontakt mit ihrer Ärztin / ihrem Arzt aufnehmen und bei Bedarf ein in der Schwangerschaft unbedenkliches fiebersenkendes Mittel einnehmen. Eine Grippe-Impfung ist für Schwangere sehr zu empfehlen.
Früh- und Fehlgeburten in der Vorgeschichte
Bei wiederholten Fehlgeburten vor 13+0 SSW lesen Sie bitte auf dieser Seite Ursachen für Fehlgeburten.
Frauen, die bereits eine oder mehrere späte Fehlgeburten (nach 13+0 SSW) oder Frühgeburten hatten, haben in der nächsten Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko, wieder eine Fehl- oder Frühgeburt zu erleiden. Das Risiko steigt mit der Anzahl der bereits missglückten Schwangerschaften. Die Hauptursache sind aufsteigende Infektionen die ihre Ursache in einer gestörten Scheidenflora haben und sich dadurch „krankmachende „pathogene Bakterien ausbreiten können.
Bei vielen dieser Frauen genügt es, wenn diese Störungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dies ist die Zielsetzung unserer Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere.
Aber besonders bei Frauen mit sich wiederholenden späten Fehlgeburten oder sehr frühen Frühgeburten scheint auch das nicht auszureichen. In solchen Fällen empfehlen wir, vorbeugend den Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV) durchzuführen. Er ist indiziert bei Frauen, die bereits 1 oder mehr späte Fehl- oder extreme Frühgeburten vor 28+0 SSW erlitten haben deren Ursache eine Infektion oder eine Schwäche am Gebärmutterhals als Ursache festgestellt wurde. Genaueres lesen Sie bitte in unseren Informationen zum Frühen Totalen Muttermund-Verschluss.
Präeklampsie und HELLP-Syndrom
Präeklampsie (früher auch „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt) und HELLP-Syndrom sind häufige Gründe dafür, dass eine Schwangerschaft vorzeitig beendet werden muss.
Bei der Präeklampsie kommt es zu Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Eiweiß im Urin und Bluthochdruck und einer Mangelentwicklung des Kindes. In schweren Fällen kann sich daraus eine Eklampsie entwickeln, wobei es zu Krampfanfällen kommt, die sowohl für die Mutter wie auch für das Kind lebensbedrohlich sein können. Erste Symptome (zusätzlich zu den Präeklampsie-Symptomen) hierfür können sein: starke Kopfschmerzen, Flimmern vor den Augen, allgemeines Unwohlsein.
Ein HELLP-Syndrom kann sich auf dem Boden einer Präeklampsie, aber manchmal auch ohne jegliche Vorwarnung entwickeln. Symptome sind meist heftige Schmerzen in Oberbauch und Rücken, die Diagnose wird dann durch Blutuntersuchungen gestellt: (H = Hämolyse, also Zerfall der roten Blutkörperchen, EL = erhöhte Leberlaborwerte, LP = low platelet count (engl.: geringe Anzahl an Blutplättchen).
Alle Ursachen sind immer noch nicht bekannt, aber es liegen einige bekannte immunologische Faktoren vor..
hier einige bekannte Risikofaktoren
- Schon vor der Schwangerschaft bestehender Bluthochdruck
- Bluthochdruck oder Präeklampsie/HELLP-Syndrom in der vorangegangenen Schwangerschaft
- stärkeres Übergewicht (Body-Mass-Index > 30 kg/m²)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Nierenerkrankungen
- Alter der Mutter > 40 Jahre
- familiäre Disposition.
Früher wurden zur „Entwässerung“ salzarme Kost und sog. Obst-Reis-Tage verordnet. Heutzutage wird davon abgeraten. Eiweißreiche Kost scheint dagegen einen günstigen Effekt zu haben. Auch hier sind regelmäßige Blutdruckmessungen und Urinuntersuchungen innerhalb der Schwangerschaftsvorsorge wichtige Früherkennungsmethoden.
Physische und psychische Überlastungen
Eine Schwangerschaft ist ein natürliches Ereignis. Allerdings sollten körperlich stark anstrengende Arbeiten und auch seelischer Stress vermieden werden.
Zu intensive psychische und körperliche Belastungen können das Risiko einer Frühgeburt erhöhen.
Nach eigenen Untersuchungen gaben 65 % der Befragten belastende Stresssituationen an.
Die genauen Zusammenhänge zwischen Stress, beeinträchtigter Immunität, aszendierenden Infektionen und Frühgeburtlichkeit werden weiter intensiv untersucht.. Uns erscheint folgendes Vorgehen für eine breitflächige Prävention von Frühgeburten am aussichtsreichsten:
- für alle Schwangeren: gezielte Aufklärung und sehr früh einsetzende präventiv-medizinische Maßnahmen, wie sie in unserem Frühgeburten-Vermeidungsprogramm enthalten sind, insbesondere die Teilnahme an der Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere sowie
- bei entsprechender Indikation: intensivierte Betreuung durch Arzt/Ärztin bzw. Hebamme und ggf. psychologische bzw. psychosoziale Unterstützung.
Im Folgenden finden sich einige Hinweise, wie die Schwangere sich selbst vor übermäßigen Belastungen schützen kann:
Bei berufstätigen Frauen ist durch die Mutterschaftsrichtlinien geregelt, welche Arbeiten ihr zuzumuten sind und welche nicht. Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finden Sie nähere Informationen zum Mutterschutzgesetz.
Auch privat sollten körperlich stark anstrengende Arbeiten vermieden werden (z. B. Tapezieren, Umzugskisten tragen, usw.). Häufig ist aber kurz vor Ankunft des neuen Erdenbürgers noch viel zu tun: das Kinderzimmer einrichten, evtl. sogar Umzug in eine neue Wohnung. Als kleine Faustregel könnte man sagen: Die werdende Mutter darf die Umzugskisten packen – aber HEBEN sollte die Kisten jemand anderes! Es gibt jedoch keinen Grund für eine übermäßige Schonung, solange sich die Schwangere wohl fühlt. Anders ist es dagegen, wenn ihr Arzt / ihre Ärztin Ruhe und körperliche Schonung verordnet hat. Dann sollte tatsächlich „geruht“ werden. Sofern niemand anderes da ist, der Familie und Haushalt versorgen kann, kommen u. U. auch Maßnahmen wie z. B. Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe in Frage (Auskünfte gibt die zuständige Krankenkasse, wo auch ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden muss).
Seelische Belastungen werden in vielen Fällen nicht so einfach zu vermeiden sein. Vielleicht war das Kind nicht geplant, vielleicht gibt es Probleme in der Partnerschaft oder finanzielle Schwierigkeiten. Hilfreich ist oft schon, wenn die werdende Mutter nicht das Gefühl hat, damit alleine zu sein. Daher unser Rat:
Lassen Sie sich helfen, durch Familienangehörige, Freunde, in einer Beratungsstelle und natürlich auch durch Ihre Ärztin / Ihren Arzt oder Ihre Hebamme. Wenn Ihnen „alles zu viel wird“ kann sie/er Sie auch ggf. krankschreieben oder ein Beschäftigungsverbot ausstellen. Sorgen Sie für sich! Gerade wenn Sie schon Kinder haben ist es schwierig, auch einmal „Zeit für sich“ zum Erholen und Entspannen zu finden. Vielleicht können ein Babysitter, Verwandte oder Freunde Ihnen die Kinder für einige Stunden abnehmen.
Wenn ein Paar bereits eine Fehl- oder Frühgeburt erlitten hat, ist die nächste Schwangerschaft häufig mit Angst oder zumindest Sorgen verbunden. Für viele Paare ist es daher hilfreich, wenn sie sich während der Schwangerschaft (neben den „rein medizinischen“ Maßnahmen) auch psychologisch begleiten lassen. Hilfreich kann auch ein Austausch mit anderen betroffenen Eltern sein. In unserer Linkliste finden Sie einige Adressen von Selbsthilfegruppen.
Sport in der Schwangerschaft
Maßvolle körperliche Betätigung, also vor allem Spazierengehen, Schwimmen, Gymnastik und leichtes Ausdauertraining (siehe unten) sind günstig für Schwangerschaftsverlauf und die Geburt – aber auch ein sehr gutes Mittel zum Stressabbau nach einem „nervigen“ Tag. Sport mit Unfallgefahr sowie körperlich anstrengender Sport sollte allerdings vermieden werden. Strengen Sie sich nur so stark an, dass Sie sich nebenbei noch mit jemandem unterhalten können. Motto: „Laufen, ohne zu schnaufen.“ Insbesondere Ungeübte sollten vorsichtig sein, wenn sie in der Schwangerschaft eine neue Sportart beginnen wollen. Im Zweifel empfiehlt sich eine Rücksprache mit Ihrer/m Ärztin/Arzt.
Genussmittel und Drogen
Rauchen erhöht u. a. das Risiko für eine Frühgeburt oder eine Mangelentwicklung des Kindes bis hin zu dem Risiko dafür, dass das Kind vor oder kurz nach der Geburt versterben kann (Perinatale Mortalität). Rauchen, als eine Ursache für eine Mangelversorgung des ungeborenen Kindes (FGR Fetal Groth Retardation) umgangssprachlich auch „Mangelernährung“ genannt, erklärt sich dadurch, dass durch Rauchen alle Blutgefäße – auch die der Plazenta (Mutterkuchen) – nachweisbar sich verengen, so dass weniger Blut zum Kind gelangt. Beim Rauchen werden die Blutgefäße nicht nur vorübergehend verengt, sondern sie können z. B. in der Plazenta mit der Zeit dauerhaft geschädigt werden, so ähnlich wie bei der sog. „Arterienverkalkung“. Das kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und mit Nährstoffen versorgt werden kann (man spricht von einer Plazentainsuffizienz). Die Kinder kommen dann mit einem zu geringen Gewicht auf die Welt, bei ausgeprägter Plazentainsuffizienz muss die Geburt sogar vorzeitig eingeleitet werden.
Wenn die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hat, bestehen aber auch nach der Geburt noch erhöhte Risiken für das Kind: Beispielsweise tritt der plötzliche Kindstod (SIDS) häufiger auf, auch das Risiko für ein hyperkinetisches Syndrom (HKS) ist erhöht.
Zum Schutze ihres Kindes sollte daher jede werdende Mutter, die bislang geraucht hat, unbedingt versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören. Jede einzelne Zigarette weniger zählt! Auch Passivrauchen sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
Inzwischen gibt es viele Maßnahmen, die die schwangere Raucherin (und auch ihren Partner!) beim Aufhören unterstützen können, z. B. spezielle Rauchfrei-Trainings. Informationen hierzu stellen u. a. viele Krankenkassen sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereit.
Mehr dazu in der „Rauchfrei in der Schwangerschaft“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Alkohol führt nicht zu Frühgeburten, sondern vielmehr zu Schädigungen des Kindes (vor allem zu Minderwuchs, Fehlbildungen sowie geistigen Beeinträchtigungen). Eine bestimmte Alkoholmenge oder ein Zeitabschnitt während der Schwangerschaft, in dem Alkoholkonsum für das ungeborene Kind sicher unschädlich ist, ist nicht bekannt. Daher lautet die klare Empfehlung aller Fachleute, während der gesamten Schwangerschaft völlig auf Alkohol zu verzichten.
Auch illegale Drogen (insbesondere Kokain und Ecstasy) können zu Frühgeburten führen und sollten auch deshalb gemieden werden. Einige Drogen können auch zu Fehlbildungen des Kindes führen. Bei Heroin besteht zusätzlich die Gefahr von Infektionen (durch unsaubere Spritzen). u. a. deshalb können heroinabhängige Mütter in der Regel den Ersatzstoff Methadon erhalten.
Bezüglich Cannabis (Haschisch, Marihuana) gibt es Hinweise darauf, dass die spätere kognitive Entwicklung der Kinder (also die Entwicklung von Intelligenz, Gedächtnis und anderen Hirnleistungen) durch den Konsum der Mutter beeinträchtigt wird. Es sollte deshalb – ebenso wie alle anderen Drogen – in der Schwangerschaft gemieden werden.
Einige Studien haben ergeben, dass übermäßiger Kaffee- oder Lakritzenkonsum das Frühgeburtsrisiko erhöht, Kaffee und Lakritze sollten daher nur in Maßen zu sich genommen werden.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Ein schlecht behandelter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann zu Aborten, Frühgeburten oder einer Schädigung des Kindes sowie Komplikationen bei Mutter und Kind führen. Frauen mit Diabetes mellitus müssen deshalb vor und während der Schwangerschaft auf eine besonders gute Einstellung ihres Blutzuckers achten und sollten von einem darauf spezialisierten Arzt/Ärztin behandelt werden,
Bei einem gut eingestellten Diabetes ist heutzutage das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt kaum mehr erhöht. Bei einigen Frauen entwickelt sich erst unter der Belastung durch die Schwangerschaft ein sog. Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Er ist häufig symptomlos, kann aber unerkannt z. B. zu Frühgeburten oder auch Komplikationen unter der Geburt führen. Deshalb wird bei allen Schwangeren ein vereinfachter Bluttest auf Gestationsdiabetes von den Krankenkassen bezahlt. Ist dieser Test auffällig, wird dann der große Zuckertes, oGTT, als Glukosetoleranztest angeschlossen.
Für genauere Informationen zu Diabetes und Schwangerschaft siehe unsere Linkliste.
Ernährung
Eine gesunde, ausgewogene und vielseitige Ernährung schützt Mutter und Kind. Einige Krankenkassen geben Ratgeber zu dem Thema heraus, Empfehlungen finden Sie in vielen Büchern und Internetseiten, siehe z. B. unsere Linkliste. Hier nur einige allgemeine Hinweise:
Der Nährstoffbedarf ist in den ersten 3 Monaten nicht erhöht, danach ist er um ca. 300 kcal täglich erhöht. (300 kcal ist nicht sehr viel: Es entspricht z. B. nur ungefähr 300 g gesüßtem Fruchtjoghurt. Also nicht „für 2 essen“!)
Allerdings ist der Bedarf an vielen Vitaminen und Mineralstoffen deutlich erhöht. Meist nicht ausreichend ist insbesondere die Versorgung mit:
- Folsäure (Ein Mangel kann zu schweren Fehlbildungen am Rücken führen.)
- Jod
- Eisen
Öfter ist auch die Versorgung mit Vitamin D, Vitamin A und Vitaminen der B-Gruppe (vor allem Vitamin B12), sowie mit einigen Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Zink nicht ausreichend. Idealerweise sollte der erhöhte Bedarf durch die Nahrung gedeckt werden, z. B. ist in magerem Fleisch, in Hülsenfrüchten und in dunklem Blattgemüse sowie in Petersilie viel Eisen enthalten. Wenn das nicht ausreichend ist, wird von Ärztin oder Arzt ein Eisenpräparat verordnet.
Zur ausreichenden Versorgung mit essentiellen Fettsäuren (insbesondere Omega-3-Fettsäuren) empfiehlt es sich, zweimal pro Woche Fisch zu essen (eine dieser Mahlzeiten sollte fetter Fisch, z. B. Lachs, sein). Alternativ hierzu können Sie auch Fischöl-Kapseln oder vegetarische Präparate aus Algen oder wildem Sesam einnehmen, die diese Fettsäuren enthalten.
Vitamine und Mineralstoffe sollten zusätzlich zur normalen Ernährung nur auf Verordnung oder zumindest nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt eingenommen werden. Denn eine Überdosierung einiger Vitamine bzw. Mineralstoffe kann zu einer Schädigung des Kindes führen. (Dies gilt auch für die Einnahme von Multivitaminpräparaten – sogar einige Multivitamin-Fruchtsäfte haben bedenklich hohe Werte.)