Allgemeines zu Früh- und Fehlgeburten |
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EinleitungUnsere gemeinnützige Einrichtung leistet seit Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Schwangeren-Vorsorge, insbesondere bei der Vermeidung von Frühgeburten und Spätaborten. Wir haben u. a. die Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere entwickelt. Da wir als überregionales Beratungszentrum auch immer wieder Anfragen zu frühen Aborten erhalten, haben wir hier einige Informationen über die Unterschiede zwischen frühen Aborten, späten Aborten sowie Frühgeburten und deren Ursachen zusammengestellt. |
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DefinitionenJe nach Schwangerschaftsalter und Geburtsgewicht verwendet man unterschiedliche medizinische Fachbegriffe (s. Tabelle 1). Dabei wird zum einen je nach Schwangerschaftsalter bzw. Geburtsgewicht unterteilt (z. B. die Einteilung in Früh- oder Reifgeborenes) und zum anderen je nachdem, ob das Kind lebend oder tot geboren wurde. Tabelle 1: Definition von Fehlgeburt, Frühgeburt usw.
Die in Tabelle 1 gemachte zeitliche Unterscheidung ist wichtig, da die Ursachen für Fehl- oder Frühgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen teilweise ganz andere als im späteren Schwangerschaftsverlauf sind. |
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Ursachen für FehlgeburtenBei den Fehlgeburten (Aborten) muss man unterscheiden zwischen „Frühen Fehlgeburten“ bzw. „Frühaborten“ in den ersten 12+0 SSW und „Späten Fehlgeburten“ bzw. „Spätaborten“ (s. Tabelle 1). Eine Fehlgeburt in den ersten Schwangerschaftswochen ist relativ häufig. Ungefähr 11–15 % aller festgestellten Schwangerschaften enden mit einem Abort. Früher – bevor es die modernen Methoden der Schwangerschaftsdiagnostik gab – wussten viele Frauen gar nicht, dass sie überhaupt schwanger gewesen waren: die Periode ist dann vielleicht nur „ein wenig zu spät“ gekommen oder „die Blutung stärker als sonst“ gewesen. Noch häufiger stirbt die befruchtete Eizelle auch schon vor dem Termin der erwarteten nächsten Regel ab. Das geschieht in insgesamt etwa der Hälfte aller Frühschwangerschaften. Ursache hierfür ist meist, dass der Embryo selbst nicht lebensfähig gewesen wäre. Der frühe Abort stellt daher sozusagen einen „Schutzmechanismus“ der Natur dar. Nur bei wenigen Frauen kommt es zu einer wiederholten Fehlgeburt. Eine weitergehende Diagnostik ist deshalb nach der ersten Fehlgeburt meist nicht nötig. Bereits nach einem Abort, insbesondere wenn es sich um einen Spätabort handelte, sollten allerdings einige „Basis-Untersuchungen“ durchgeführt werden. Insbesondere sollte möglichst noch am Tag des Abortes nach Anhaltspunkten für eine Infektion gefahndet werden (vaginaler Abstrich, Entzündungsparameter im Blut, Urinuntersuchung). Vor einer erneuten Schwangerschaft empfiehlt sich außerdem eine vaginale Ultraschalluntersuchung, die heutzutage in fast allen frauenärztlichen Praxen durchgeführt werden kann. Tabelle 2 stellt die Hauptunterschiede zwischen sporadischen (nur gelegentlich auftretenden) Aborten und sich wiederholenden Aborten dar. Tabelle 2: Vergleich von sporadischen und wiederholten Aborten:
Wiederholte AborteBei 1–2 % der Frauen kommt es zu wiederholten Aborten; dann ist eine genauere Ursachenfahndung notwendig. Konventionell wird der Begriff „wiederholte Aborte“ bzw. „habituelle Aborte“ als „mindestens zum dritten Mal auftretende spontane Fehlgeburt“ definiert. Eine genauere Ursachenabklärung sollte nach unserer Empfehlung aber schon nach zwei Aborten erfolgen. Mögliche Ursachen für wiederholte Aborte:
DiagnostikEin ausführliche Darstellung der Diagnostik bei wiederholten Aborten würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, hier nur einige Hinweise:
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Ursachen für Frühgeburten (und Spätaborte)Bei den Ursachen für Frühgeburten ist zu unterscheiden zwischen:
Manchmal gibt es dabei auch Überschneidungen, z. B. können Infektionen sowohl zu vorzeitigen Wehen und einem vorzeitigen Blasensprung als auch zu einer Gefährdung von Mutter und Kind führen. Tabelle 3: Häufige Ursachen und Risikofaktoren für Frühgeburten Erkrankungen bzw. Kriterien seitens der Mutter
Faktoren im Bereich der Gebärmutter
Faktoren seitens des Kindes
Vorzeitige Wehen und vorzeitiger Blasensprung
Bei vielen der in Tabelle 3 genannten Ursachen ist es nicht oder nur bedingt möglich, vorbeugend etwas zu tun. Bei einigen anderen bestehen aber gute Möglichkeiten der Vorbeugung. Die Wesentlichen sind im Folgenden aufgeführt.
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RauchenRauchen erhöht u. a. das Risiko für eine Frühgeburt, das Risiko dafür, dass das Kind vor oder kurz nach der Geburt verstirbt (Perinatale Mortalität), sowie für einige kindliche Fehlbildungen. Es ist die Hauptursache für eine Mangelversorgung des ungeborenen Kindes (Dystrophie, oder intrauterine Wachstumsstörung, umgangssprachlich auch „Mangelernährung“ genannt): Durch Rauchen werden alle Blutgefäße – auch die der Plazenta (Mutterkuchen) – nachweisbar verengt, so dass weniger Blut zum Kind gelangt. Beim Rauchen werden die Blutgefäße nicht nur vorübergehend verengt, sondern sie können z. B. in der Plazenta mit der Zeit dauerhaft geschädigt werden, so ähnlich wie bei der sog. „Arterienverkalkung“. Das kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und mit Nährstoffen versorgt werden kann (man spricht von einer Plazentainsuffizienz). Die Kinder kommen dann mit einem zu geringen Gewicht auf die Welt, bei ausgeprägter Plazentainsuffizienz muss die Geburt sogar vorzeitig eingeleitet werden. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hat, bestehen aber auch nach der Geburt noch erhöhte Risiken für das Kind: Beispielsweise tritt der plötzliche Kindstod (SIDS) häufiger auf, auch das Risiko für ein hyperkinetisches Syndrom (HKS) ist erhöht. Zum Schutze ihres Kindes sollte daher jede werdende Mutter, die bislang geraucht hat, unbedingt versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören. Jede einzelne Zigarette weniger zählt! Auch Passivrauchen sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Inzwischen gibt es viele Maßnahmen, die die schwangere Raucherin (und auch ihren Partner!) beim Aufhören unterstützen können, z. B. spezielle Rauchfrei-Trainings. Informationen hierzu stellen u. a. viele Krankenkassen sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereit. Informationsbroschüre „Rauchfrei in der Schwangerschaft“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) |
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Genussmittel und DrogenAlkohol führt nicht zu Frühgeburten, sondern vielmehr zu Schädigungen des Kindes (vor allem zu Minderwuchs, Fehlbildungen sowie geistigen Beeinträchtigungen). Eine bestimmte Alkoholmenge oder ein Zeitabschnitt während der Schwangerschaft, in dem Alkoholkonsum für das ungeborene Kind sicher unschädlich ist, ist nicht bekannt. Daher lautet die einhellige Empfehlung aller Fachleute, während der gesamten Schwangerschaft völlig auf Alkohol zu verzichten. Auch illegale Drogen (insbesondere
Kokain und Ecstasy) können zu Frühgeburten führen und sollten auch deshalb
gemieden werden. Einige Drogen können auch zu Fehlbildungen des Kindes
führen. Bei Heroin besteht zusätzlich die Gefahr von Infektionen
(durch unsaubere Spritzen). u. a. deshalb können heroinabhängige Mütter
in der Regel den Ersatzstoff Methadon erhalten. Einige Studien haben ergeben, dass übermäßiger Kaffee- oder Lakritzenkonsum das Frühgeburtsrisiko erhöht, Kaffee und Lakritze sollten daher nur in Maßen zu sich genommen werden. |
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Vorzeitiger Blasensprung und vorzeitige WehenFür einen vorzeitigen Blasensprung und für vorzeitige Wehen gibt es verschiedene Gründe (s. o., Abb. 1 und Tabelle 3, aber eine der häufigsten Ursachen, die sich zudem besonders gut vermeiden lassen, stellen die sog. aufsteigenden Infektionen der Scheide dar. |
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InfektionenEin großer Anteil der Frühgeburten wird durch aus der Scheide aufsteigende Infektionen verursacht. Diese Infektionen können sich bis in die Gebärmutter ausbreiten und zu Veränderungen in der Muttermundregion, zu vorzeitigen Wehen, zu einem vorzeitigen Blasensprung und schließlich zur Frühgeburt, eventuell auch zu Infektionen des ungeborenen Kindes sowie der Mutter, führen. Infektionen verursachen häufig auch späte Fehlgeburten (ab 12+0 Schwangerschaftswochen). Daher sollte bei den Schwangerenvorsorge-Untersuchungen regelmäßig auf Anzeichen von Störungen der Scheidenflora oder von Infektionen geachtet werden. (Bei einer Schwangeren mit ungestörtem Scheidenmilieu besteht ein mikrobielles Gleichgewicht zwischen in großer Menge vorhandenen Milchsäurebakterien und in geringerer Zahl vorhandenen anderen Keimen, wie diversen Bakterien, Viren und Pilzen.) Weit erfolgreicher ist es, wenn jede Schwangere selbst zu Hause zusätzlich einige Beobachtungen und Untersuchungen vornimmt, um Hinweise auf eine möglicherweise drohende Früh- oder späte Fehlgeburt rechtzeitig zu erhalten. (Lesen sie mehr darüber bei „Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere“.) Harnwegsinfektionen treten in der Schwangerschaft relativ häufig auf und machen sich meist durch deutliche Beschwerden, insbesondere Brennen beim Wasserlassen und Harndrang bemerkbar. Bei Beschwerden, die auf einen Harnwegsinfekt hindeuten, empfiehlt es sich, unverzüglich eine Untersuchung durchführen zu lassen. Aber auch Infektionen ohne Beschwerden (sog. „asymptomatische“ Infektionen) erhöhen bereits das Risiko für eine Frühgeburt. Deshalb wird im Rahmen der Schwangerenvorsorge-Untersuchungen regelmäßig auch der Urin untersucht. Andere Infektionen führen zwar
nicht so häufig, aber dennoch manchmal zu Frühgeburten. Möglich
ist eine Infektion von Eihäuten, Mutterkuchen und/oder
Fruchtwasser und letztendlich auch des Kindes. Meist handelt es
sich dabei ebenfalls um sog. aufsteigende Infektionen (s.o.).
Manchmal kann es aber auch z. B. durch eine Fruchtwasserentnahme
(Amniozentese) zu einer Infektion kommen. Möglich ist auch eine
direkte Infektion auf dem Blutwege durch die Plazenta. Durch die
Entzündung kommt es zu einer Abwehrreaktion des Körpers (sowohl
bei der Mutter als auch beim Kind), wobei verschiedene Stoffe
freigesetzt werden (u. a. Prostaglandine), die Wehen auslösen
können. Einige Infektionskrankheiten der Mutter, z. B. Röteln,
Masern und Toxoplasmose, können von ihr auf das Kind übertragen
werden. Je nach Schwangerschaftsalter können solche Infektionen
zu einer Schädigung des Kindes (insbesondere Röteln) oder auch zu
einer Fehl- oder Frühgeburt (z. B. Masern) führen. Bei Virusinfektionen
wie Masern oder Röteln ist eine Impfung vor der Schwangerschaft
(sofern die Erkrankung nicht schon als Kind durchgemacht wurde)
die beste Prävention. Aber auch andere fieberhafte Erkrankungen oder Durchfall können manchmal eine Frühgeburt auslösen. Fieber kann u. a. durch Prostaglandin-Ausschüttung zu Wehen führen. Bei Durchfall können mit den stärkeren Bewegungen des Darmes (Peristaltik) auch Wehen einhergehen. Deshalb sollten Schwangere auch bei leichteren Erkrankungen (z. B. grippaler Infekt) Kontakt mit ihrer Ärztin / ihrem Arzt aufnehmen und bei Bedarf ein in der Schwangerschaft unbedenkliches fiebersenkendes Mittel einnehmen. |
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Früh- und Fehlgeburten in der VorgeschichteFrauen, die bereits eine oder mehrere späte Fehlgeburten (nach 12+0 SSW) oder Frühgeburten hatten, haben in der nächsten Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko, wieder eine Fehl- oder Frühgeburt zu erleiden. Das Risiko steigt mit der Anzahl der bereits missglückten Schwangerschaften. Bei wiederholten Fehlgeburten vor 12+0 SSW lesen Sie bitte auf dieser Seite „Ursachen für Fehlgeburten“. Im Zeitraum zwischen 12+0 und 32+0 SSW stellen aufsteigende genitale Infektionen die Hauptursache für Fehl- bzw. Frühgeburten dar und führen beispielsweise zu vorzeitigen Wehen und/oder zu einem vorzeitigen Blasensprung. Wenn man alle Schwangerschaften betrachtet, dann sind aufsteigende genitale Infektionen erfreulicherweise nicht so häufig. Bei der Mehrzahl der Frauen liegt ein ungestörtes Scheidenmilieu vor, wodurch zumeist ein Aufsteigen von Infektionen verhindert wird. Bei manchen Frauen kommt es allerdings zu Störungen des Scheidenmilieus; und bei vielen dieser Frauen genügt es, wenn diese Störungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dies ist die Zielsetzung unserer Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere. Aber besonders bei Frauen mit sich wiederholenden späten Fehlgeburten oder sehr frühen Frühgeburten scheint auch das nicht auszureichen. In solchen Fällen empfehlen wir, vorbeugend den Frühen Totalen Muttermund-Verschluss (FTMV) durchzuführen. Er ist indiziert bei Frauen, die bereits 1 oder mehr Fehl- oder Frühgeburten zwischen 12+0 und 28+0 SSW erlitten haben und bei denen eine Infektion als Ursache festgestellt wurde, oder bei denen sich keine andere spezifische Ursache feststellen ließ. Genaueres lesen Sie bitte in unseren Informationen zum Frühen Totalen Muttermund-Verschluss. |
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Präeklampsie und HELLP-SyndromPräeklampsie (früher auch „Schwangerschaftsvergiftung“ genannt) und HELLP-Syndrom sind häufige Gründe dafür, dass eine Schwangerschaft vorzeitig beendet werden muss. Bei der Präeklampsie kommt es zu Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Eiweiß im Urin und Bluthochdruck. In schweren Fällen kann sich daraus eine Eklampsie entwickeln, wobei es zu Krampfanfällen kommt, die sowohl für die Mutter wie auch für das Kind lebensbedrohlich sein können. Erste Symptome (zusätzlich zu den Präeklampsie-Symptomen) hierfür können sein: starke Kopfschmerzen, Flimmern vor den Augen, allgemeines Unwohlsein. Ein HELLP-Syndrom kann sich auf dem Boden einer Präeklampsie, aber manchmal auch ohne jegliche Vorwarnung entwickeln. Symptome sind meist heftige Schmerzen in Oberbauch und Rücken, die Diagnose wird dann durch Blutuntersuchungen gestellt: (H = Hämolyse, also Zerfall der roten Blutkörperchen, EL = erhöhte Leberlaborwerte, LP = low platelet count (engl.: geringe Anzahl an Blutplättchen).
Die genauen Ursachen sind immer noch nicht bekannt, es gibt aber
Hinweise auf eine Mangeldurchblutung der Plazenta (des
Mutterkuchens) und auf immunologische Faktoren.
Früher wurden zur „Entwässerung“ salzarme Kost und sog. Obst-Reis-Tage verordnet. Heutzutage wird davon abgeraten. Eiweißreiche Kost scheint dagegen einen günstigen Effekt zu haben.
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Physische und psychische ÜberlastungenEine Schwangerschaft ist ein natürliches Ereignis. Der wachsende kleine Mensch verlangt allerdings Körper und Seele der Mutter viel ab. Körperlich stark anstrengende Arbeiten und auch seelischer Stress sollten daher vermieden werden. Zu intensive psychische und körperliche Belastungen können das Risiko einer Frühgeburt erhöhen; wahrscheinlich über den „Umweg“ einer Schwächung des Immunsystems, was dann wiederum die Anfälligkeit für vaginale oder andere Infektionen erhöht. Aber auch bei Stress vermehrt ausgeschüttete Hormone können Frühgeburten fördern oder gar auslösen. Nach in unserem Institut durchgeführten Untersuchungen liegen konkrete Hinweise dafür vor, dass bei Frauen mit Frühgeburtssymptomatik, von denen 65 % belastende Stresssituationen angegeben hatten, Beeinträchtigungen des Immunstatus bestehen und dadurch möglicherweise aszendierende Infektionen begünstigt werden. Die genauen Zusammenhänge zwischen Stress, beeinträchtigter Immunität, aszendierenden Infektionen und Frühgeburtlichkeit sollten noch wesentlich intensiver erforscht werden. Uns erscheint folgendes Vorgehen für eine breitflächige Prävention von Frühgeburten am aussichtsreichsten:
Im Folgenden finden sich einige Hinweise, wie die Schwangere sich selbst vor übermäßigen Belastungen schützen kann: Bei berufstätigen Frauen ist durch die Mutterschaftsrichtlinien geregelt, welche Arbeiten ihr zuzumuten sind. Auch muss der Arbeitgeber z. B. eine Liege bereitstellen, damit sich die werdende Mutter bei Bedarf darauf ausruhen kann. Genauere Auskünfte kann eine Ärztin / ein Arzt oder auch die jeweilige Krankenkasse geben. Auch auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finden Sie nähere Informationen zum Mutterschutzgesetz. Auch privat sollten körperlich stark anstrengende Arbeiten vermieden werden (z. B. Tapezieren, Umzugskisten tragen, usw.). Häufig ist aber kurz vor Ankunft des neuen Erdenbürgers noch viel zu tun: das Kinderzimmer einrichten, evtl. sogar Umzug in eine neue Wohnung. Als kleine Faustregel könnte man sagen: Die werdende Mutter darf die Umzugskisten packen – aber HEBEN sollte die Kisten jemand anderes! Es gibt jedoch keinen Grund für eine übermäßige Schonung, solange sich die Schwangere wohl fühlt. Anders ist es dagegen, wenn ihr Arzt / ihre Ärztin Ruhe und körperliche Schonung verordnet hat. Dann sollte tatsächlich „geruht“ werden. Sofern niemand anderes da ist, der Familie und Haushalt versorgen kann, kommen u. U. auch Maßnahmen wie z. B. Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe in Frage (Auskünfte gibt die zuständige Krankenkasse, wo auch ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden muss). Maßvolle körperliche Betätigung, also vor allem Spazierengehen, Schwimmen, Gymnastik und leichtes Ausdauertraining (s. Tabelle 4) sind günstig für Schwangerschaftsverlauf und die Geburt – aber auch ein sehr gutes Mittel zum Stressabbau nach einem „nervigen“ Tag. Sport mit Unfallgefahr sowie körperlich anstrengender Sport sollte allerdings vermieden werden (s. Tabelle 4). Strengen Sie sich nur so stark an, dass Sie sich nebenbei noch mit jemandem unterhalten könn(t)en. Motto: „Laufen ohne zu schnaufen.“ Insbesondere Ungeübte sollten vorsichtig sein, wenn sie in der Schwangerschaft eine neue Sportart beginnen wollen. Im Zweifel empfiehlt sich eine Rücksprache mit Ihrer/m Ärztin/Arzt. Seelische Belastungen werden in vielen Fällen nicht so einfach zu vermeiden sein. Vielleicht war das Kind nicht geplant, vielleicht gibt es Probleme in der Partnerschaft oder finanzielle Schwierigkeiten. Hilfreich ist oft schon, wenn die werdende Mutter nicht das Gefühl hat, damit alleine zu sein. Daher unser Rat:
Wenn ein Paar bereits eine Fehl- oder Frühgeburt erlitten hat, ist die nächste Schwangerschaft häufig mit Angst oder zumindest Sorgen verbunden. Für viele Paare ist es daher hilfreich, wenn sie sich während der Schwangerschaft (neben den „rein medizinischen“ Maßnahmen) auch psychologisch begleiten lassen. Hilfreich kann auch ein Austausch mit anderen betroffenen Eltern sein. In unserer Linkliste finden Sie einige Adressen von Selbsthilfegruppen. Tabelle 4: Empfehlenswerte und weniger empfehlenswerte Sportarten in der Schwangerschaft (nach Friese, Dudenhausen u. a. (2003): Babycare. Für weiterführende Informationen s. z. B. Deutsche Sporthochschule Köln) Empfehlenswerte Sportarten
Weniger geeignete Sportarten
Nicht zu empfehlende Sportarten Ganz allgemein: Sport mit harten Stößen, schnellen Beschleunigungen oder mit Sturz- bzw. Verletzungsgefahr
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Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)Ein schlecht behandelter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann zu Aborten, Frühgeburten oder einer Schädigung des Kindes sowie Komplikationen bei Mutter und Kind führen. Frauen mit Diabetes mellitus müssen deshalb vor und während der Schwangerschaft auf eine besonders gute Einstellung ihres Blutzuckers achten und sollten von einem darauf spezialisierten Arzt behandelt werden, der auch Erfahrung mit Diabetes und Schwangerschaft hat. Bei einem gut eingestellten Diabetes ist heutzutage das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt kaum mehr erhöht. Bei einigen Frauen entwickelt sich erst unter der Belastung durch die Schwangerschaft ein sog. Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Er ist häufig symptomlos, kann aber unerkannt z. B. zu Frühgeburten oder auch Komplikationen unter der Geburt führen. Deshalb wurde schon länger von vielen Frauenärzten für alle Schwangeren ein sog. Zuckerbelastungstest (oraler Glukose-Toleranz-Test, abgekürzt oGTT) empfohlen, er war aber bis 2012 nicht Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien. Seit 2012 wird bei allen Schwangeren ein vereinfachter Bluttest auf Gestationsdiabetes von den Krankenkassen bezahlt. Ist dieser Test auffällig, wird dann der „richtige“ Glukosetoleranztest gemacht. Für genauere Informationen zu Diabetes und Schwangerschaft siehe unsere Linkliste. |
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ErnährungEine gesunde, ausgewogene und vielseitige Ernährung schützt Mutter und Kind. Einige Krankenkassen geben Ratgeber zu dem Thema heraus, Empfehlungen finden Sie in vielen Büchern und Internetseiten, siehe z. B. unsere Linkliste. Hier nur einige allgemeine Hinweise: Der Nährstoffbedarf ist in den ersten 3 Monaten nicht erhöht, danach ist er um ca. 300 kcal täglich erhöht. (300 kcal ist nicht sehr viel: Es entspricht z. B. nur ungefähr 300 g gesüßtem Fruchtjoghurt. Also nicht „für 2“ essen!) Allerdings ist der Bedarf an vielen Vitaminen und Mineralstoffen deutlich erhöht. Meist nicht ausreichend ist insbesondere die Versorgung mit:
Öfter ist auch die Versorgung mit Vitamin D, Vitamin A und Vitaminen der B-Gruppe (vor allem Vitamin B12), sowie mit einigen Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Zink nicht ausreichend. Idealerweise sollte der erhöhte Bedarf durch die Nahrung gedeckt werden, z. B. ist in magerem Fleisch, in Hülsenfrüchten und in dunklem Blattgemüse sowie in Petersilie viel Eisen enthalten. Wenn das nicht ausreichend ist, wird von Ärztin oder Arzt ein Eisenpräparat verordnet. Zur ausreichenden Versorgung mit essentiellen Fettsäuren (insbesondere Omega-3-Fettsäuren) empfiehlt es sich, zweimal pro Woche Fisch zu essen (eine dieser Mahlzeiten sollte fetter Fisch, z. B. Lachs, sein). Alternativ hierzu können Sie auch Fischöl-Kapseln oder vegetarische Präparate aus Algen oder wildem Sesam einnehmen, die diese Fettsäuren enthalten.
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